Rückblick auf den Friedenskongress 2024 in Liebstedt: „Frieden und Dialog“ – Ein Wochenende der Begegnung und des Austauschs
Vom 25. bis 27. Oktober 2024 fand in der historischen Ordensburg Liebstedt erstmals der Friedenskongress „Frieden und Dialog“ statt. Inmitten der idyllischen Landschaft Thüringens versammelten sich etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland, um sich gemeinsam für eine friedlichere Zukunft stark zu machen.
Die Veranstaltung, die im Festsaal der Burg stattfand, bot eine einzigartige Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, inspirierende Vorträge zu hören, Vorstellungen, Ideen, Strategien zu hinterfragen und den Weg des Dialogs als Mittel für dauerhaften Frieden zu erkunden.
Der Lokalsender SALVE TV hat die Veranstaltung begleitet. Den Bericht finden Sie hier.
Eröffnung und erste Eindrücke
Der Kongress begann am Freitagabend mit einem festlichen Friedensgottesdienst in der Kirche „St. Laurentius“ unter Leitung von Pastorin Christin Drexel. Die Kongressteilnehmer wurden vor dem Gotteshaus mit Thüringer Rostwurst, Bier und Brause empfangen. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes waren extra angerückt, um für das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste zu sorgen.
In ihrer Ansprache forderte die Pastorin einen neuen Umgang mit feindseligen Menschen ein:
Es kommt darauf an, friedlich politisch zu wirken.
In dem anschließenden Friedenskonzert von und mit Tino Eisbrenner gab der Liedermacher und als Frontmann der einstigen Ostberliner Kultband „Jessica“ zu Bekanntheit gelangte Musiker Einblicke, wie Künstler mit unterschiedlichen Standpunkten in der heutigen Zeit zusammenfinden und zusammenwirken können und wie es gelingt, Brücken zu bauen.
Für die folgenden zwei Tage bot der prachtvolle Festsaal der Ordensburg Liebstedt, ein architektonisches Schmuckstück, den perfekten Rahmen für diese besondere Veranstaltung, die in jeder Hinsicht vom Geist der Friedensbewegung durchdrungen war.
Freiheit als Basis für den Frieden
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden mit warmen Worten von Marion Schneider, der Hauptorganisatorin des Kongresses, begrüßt. Sie betonte, wie wichtig es sei, gerade in der heutigen Zeit zusammenzukommen, den Dialog zu fördern und der Ausgrenzung entgegenzustehen, um globale Konflikte durch Verständigung und gemeinsame Lösungsansätze zu entschärfen. Freiheit sei Bedingung für Frieden, betonte Marion Schneider. Nur wenn man sich frei unterhalten und austauschen könne, ließe sich eine friedliche Welt erreichen. In aller Entschiedenheit stellte sie fest:
„Wir wollen keinen Krieg!“
Nein zum Krieg heiße Ja zu Dialog und Freiheit. „Wir müssen mutig werden“, erklärte Marion Schneider. Sie forderte ein Ende der Kriegspropaganda und antwortete darauf mit den Worten:
„Nein, wir machen nicht mehr mit!“
was die Anwesenden mit einem starken Applaus unterstützten. Schon zu Beginn war die Atmosphäre von einer besonderen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Optimismus geprägt. Viele der Anwesenden engagieren sich bereits seit Jahren und brachten wertvolle Erfahrungen mit, während andere zum ersten Mal an einem solchen Kongress teilnahmen und mit frischen Ideen und Perspektiven zum Diskurs beitrugen.
Friedensphilosophie und geopolische Herausforderungen
Der inhaltliche Fokus des Kongresses lag mit seinen hochkaratärigen Diskussionen und Vorträgen auf der Verbindung von Friedensphilosophie und aktuellen geopolitischen Herausforderungen. Zu den hochkarätigen Rednern gehörten bekannte Persönlichkeiten wie der Friedensaktivist und Autor Reiner Braun, der Philosoph Prof. Dr. Dr. habil Reinhard Hesse, der Menschenrechtsaktivist Ralph Boes, der Arzt Prof. Dr. Klaus-Dieter Kolenda, die Publizistin Christiane Reymann, der evangelische Theologe und Historiker Dr. Thomas A. Seidel und der ehemalige Bundeswehroffizier Florian D. Pfaff, die in ihren Vorträgen verschiedene Aspekte des Friedens beleuchteten.
Ein Highlight war der Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Hesse, der die philosophischen Grundlagen des Friedens in den Vordergrund rückte. Anhand von Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ analysierte er die Möglichkeiten einer dauerhaften friedlichen Koexistenz auf globaler Ebene. „Frieden ist kein Zustand, sondern ein Prozess“, erklärte er, und forderte die Anwesenden auf, die Geduld und den langen Atem aufzubringen, die es braucht, um diesen Prozess kontinuierlich voranzutreiben. Er rief dazu auf, auch „die Gegenseite“ zu hören und zitierte den von Kant geprägten Leitspruch der Aufklärung
„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Dieser Satz habe bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.
Re-Demokratisierung gemäß den eigenen Idealen
Für einen „Great Reset von unten“ machte sich Ralph Boes, der durch sein Eintreten für ein bedingungsloses Grundeinkommen und seine Kritik des Hartz IV-Regimes in Deutschland bekannt wurde, leidenschaftlich stark. „Wir leben in einem Staat, in dem sich die Politiker zwar ständig auf das Grundgesetz berufen, in dem die wesentlichsten Grundsätze und Fragen der Demokratie und des Grundgesetzes aber immer mehr außer Acht gelassen werden“. Seine Initiative will das Grundgesetz nur noch durch Volksabstimmungen geändert wissen. Boes erklärte, wie die von ihm initiierte Volksabstimmung gemäß Artikel 146 GG zur Erhebung des Grundgesetzes zur Verfassung funktionieren könnte und erläuterte, wie er sich eine grundlegende Demokratisierung und Erneuerung der Bundesrepublik an ihren eigenen Idealen vorstelle. Seine Präsentation hat eingeschenkt.tv eingefangen.
Deeskalation der realen Atomkriegsgefahr
Prof. Kolenda sprach über das komplexe Thema der Konflikte in der Ostukraine und den Donbass. Er beleuchtete die historischen und politischen Hintergründe und analysierte, wie der Frieden in dieser Region wiederhergestellt werden könne. Dabei verwies er auf die Notwendigkeit eines nachhaltigen Dialogs zwischen den involvierten Parteien, um eine Deeskalation zu erreichen.
Prof. Kolenda stellte schonungslos klar, was es bedeute, wenn Atomwaffen zum Einsatz gebracht würden. Mit dem Ukraine-Konflikt ist aus seiner Sicht eine reale Atomkriegsgefahr gegeben. Mit dem einsam getroffenen Beschluss von Kanzler Scholz, ab 2026 wieder atomwaffenfähige Kurz- und Mittelstreckenraketen in Deutschland zu stationieren, werde eine solche Gefahr vervielfacht. Wir verlinken hier seinen Artikel zu diesem Thema, der am 4.11.2024 in den Nachdenkseiten erschienen ist. Seinen eigenen Rückblick auf unsere Veranstaltung finden Sie im Overton Magazin.
Humanitäre Auswirkungen kriegerischer Auseinandersetzungen
Iwana Steinigk, eine versierte Kennerin Osteuropas in der Tourismusbranche, brachte ihre Expertise über den Donbass ein und ergänzte Prof. Kolendas Perspektiven um erschütternde persönliche Erfahrungsberichte aus der Region. Sie sprach über die humanitären Auswirkungen des Konflikts und berichtete von den alltäglichen Herausforderungen der Menschen vor Ort.
Iwana Steinigks Erfahrungen waren sehr konkret: Seit 2016 koordiniert sie ehrenamtlich die humanitären Hilfsprojekte des Aktionsbündnis Zukunft Donbass e.V. Ihr Vortrag informierte das Publikum auch über die ungleiche Behandlung der Bevölkerung in der Ostukraine durch westliche Hilfsorganisationen und Medien.
Persönliche Erfahrungen mit Wehrdienst und Wehrpflicht
Der ehemalige Bundeswehrmajor Florian D. Pfaff erläuterte, warum er sich gegen die Teilnahme an dem militärischen Einsatz im Irakkrieg entschieden hat und welche Auswirkungen dies auf seine weitere berufliche Karriere hatte. Seine Worte machten deutlich, wie wichtig Zivilcourage für die Friedensarbeit sind.
Diesbezüglich brachte Dirk Wohlgemut wichtige Erfahrungen ein. Er ist bekannt für seinen engagierten Einsatz als Kriegsdienstverweigerer in den 1980er Jahren. Als Soldat der Bundeswehr verweigerte er den Kriegsdienst aufgrund seiner ethischen Überzeugungen, was zu einer umfassenden öffentlichen Diskussion über Wehrpflicht und moralische Verantwortung führte. Wohlgemut klärte ausführlich über die Rechte und Pflichten von Kriegsdienstverweigerern auf.
Soft Power[1] und kognitive Kriegsführung – oder wie man öffentliche Meinung macht
Dr. Jonas Tögel vertiefte diese Thematik, indem er sich mit der kognitiven Kriegsführung auseinandersetzte, die eine Weiterentwicklung der Propaganda darstellt. Er erklärte, dass es sich dabei um eine bereits von der NATO praktizierte Standardmethode zur Manipulation der Bevölkerung handele, um gewünschte Ziele zu erreichen. Dieser Ansatz, der inzwischen vor allem auf die eigenen Bürger ziele, stelle eine der fortschrittlichsten Formen der Informationskriegsführung dar. Tögel ging dabei auch auf die Bedrohung der Selbstbestimmung und freien Meinungsbildung durch diese subtilen Manipulationstechniken ein.
Einen Vortrag in 2 Teilen, der seinem Vortrag in Liebstedt entspricht, hat Dr. Tögel im Juni 2024 in Koblenz über diese Thematik gehalten. Er ist auf Youtube veröffentlicht worden. Teil 1 kann hier und Teil 2 kann hier aufgerufen werden.
Diese Vorträge bildeten einen wesentlichen Bestandteil des Kongresses und verdeutlichten die Bandbreite der Themen, die im Fokus der Diskussionen standen: von der geopolitischen Analyse bis hin zu den subtileren Formen der Manipulation in den heutigen Informationskriegen. Der Friedenskongress bot damit nicht nur Raum für Dialog, sondern auch für das Erkennen neuer Formen der Bedrohung für Frieden und Demokratie in einer zunehmend vernetzten Welt.
Künstlerische Impulse und kulturelle Beiträge
Doch der Friedenskongress war mehr als nur eine theoretische Diskussion. Kunst und Kultur spielten eine zentrale Rolle und schufen Momente des Innehaltens und der Reflexion.
Mit seiner Installation „aufrecht“ konfrontierte der Erfurter Bildhauer Gernot Egwald Ehrsam schon im Burghof die Kongressbesucher. Der Künstler wollte Betrachter seiner Skulpturen darin bestärken, mit Aufrichtigkeit in die Welt zu gehen und sich miteinander zu verbinden.
Zudem erklärte er einem breiten Publikum das von ihm kreierte „Weltherz“.
Der bekannte Musiker und Liedermacher Tino Eisbrenner begeisterte das Publikum mit einem musikalischen Beitrag, der die Hoffnung auf eine friedliche Welt in eindringlichen Texten und Melodien zum Ausdruck brachte. Eisbrenners Lieder sind tief verwurzelt in der Tradition der Friedensbewegung, und es war deutlich zu spüren, wie seine Musik die Zuhörer emotional berührte.
Pure Lebensfreude verbreitete er in einem gemeinsamen und spontan eingeübten Zusammenspiel mit der Sängerin Corinna Gehre aus Jena.
Auch Uli Masuth, streitbarer Kabarettist und Satiriker, trug mit seiner humorvollen und scharfsinnigen Analyse des politischen Weltgeschehens zur Erheiterung und Anregung bei. Seine Mischung aus politischer Satire und tiefgründigem Humor regte das Publikum dazu an, über die Absurditäten von Krieg und Konflikt nachzudenken und gleichzeitig die Bedeutung von Menschlichkeit und Empathie im alltäglichen Leben zu erkennen.
Auch Diether Dehm und Michael Letz sorgten für einen musikalischen Höhepunkt des Friedenskongresses 2024. Die beiden Künstler, die auch für ihr politisches Engagement bekannt sind, schufen mit ihren Liedern eine besondere Atmosphäre, die den Geist des Friedensfestivals perfekt untermalte. Diether Dehm, dessen musikalische Karriere und politische Arbeit oft Hand in Hand gehen, präsentierte sozialkritische und hoffnungsvolle Lieder, die das Publikum berührten. Michael Letz, bekannt als musikalischer Leiter des Oktoberklubs, begleitete ihn, und gemeinsam sorgten sie für eine stimmungsvolle musikalische Untermalung des Abends. Ihre Darbietungen reichten von Klassikern der Friedensbewegung bis hin zu eigenen Kompositionen, die das Publikum mit ihrer Botschaft der Solidarität und des Widerstands gegen Ungerechtigkeit bewegten.
Podiumsdiskussionen und Interaktionen
Ein weiteres Element des Kongresses waren interaktive Workshops und Diskussionsrunden, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit boten, sich aktiv in den Dialog einzubringen. In kleineren Gruppen wurde intensiv über Themen wie ziviler Ungehorsam, alternative Protestformen und die Rolle von Bildung im Friedensprozess diskutiert.
Ein Workshop widmete sich der Frage, wie der digitale Raum für die Friedensarbeit genutzt werden kann. Hier kam Michael Ballweg zu Wort, der vorstellte, wie digitale Plattformen genutzt werden können, um Netzwerke aufzubauen und den Dialog zwischen den Friedensnetzwerken zu fördern. Der Austausch war lebendig und zeigte das große Potenzial, das in der Kombination von Technologie und Friedensarbeit steckt. Ein Gespräch hierzu zwischen Jason McKanzie und Michael Ballweg gibt es von Radio Rügen.
Ein Höhepunkt des Friedenskongresses 2024 waren die Podiumsdiskussionen, die eine Vielzahl von Perspektiven auf die Friedensarbeit bot. Die erste Runde stellte Reiner Braun, einen erfahrenen Friedensaktivisten, ins Gespräch mit Christiane Reymann und Michael Ballweg.
Als langjähriger Generalsekretär des International Peace Bureau (IPB) und engagierter Verfechter der globalen Friedensbewegung brachte Braun tiefgehende Einsichten in die Diskussion ein. Er beleuchtete die internationalen Zusammenhänge von Rüstungswettläufen, militärischen Interventionen und den geopolitischen Interessen der Großmächte, die den Frieden weltweit gefährden. Durch seine Erfahrung in der Abrüstungsarbeit und seine Kontakte zu globalen Friedensnetzwerken konnte Braun praktische Beispiele erfolgreicher Friedensinitiativen vorstellen und die Teilnehmer zu weiterem Engagement motivieren. „Raketen sind Magneten!“ Deswegen komme es darauf an, Raketenstationierungen in Deutschland unbedingt zu verhindern.
Michael Ballweg, Gründer der Querdenken-Bewegung, setzte sich in der Diskussion für die Rechte der Bürger und die Bedeutung von freier Meinungsäußerung ein. Er ging auf die Herausforderungen ein, denen friedliche Protestbewegungen in der heutigen Zeit gegenüberstehen. Ballweg betonte, dass der friedliche Protest eine zentrale Säule der Demokratie sei und dass es wichtig sei, sich gegen den Missbrauch von Medien und staatlichen Institutionen zu wehren, die oft versuchen würden, solche Bewegungen zu diffamieren.
Christiane Reymann, Autorin und engagierte Aktivistin, rief dazu auf, in einer Situation, in der es um Leben und Tod gehe, die Außenpolitik nicht der Regierung zu überlassen.
„Wir müssen den Anspruch erheben: Wir sind das Volk!“
Diesbezüglich mahnte sie, genau hinzuschauen, was die Regierung mache. Grundsätzlich gelte, dass das Volk die Richtlinien der Politik bestimmen müsse. Reymann forderte grundsätzlich mehr Diplomatie ein. Das Wichtigste sei, zuzuhören und zu versuchen, den anderen zu verstehen, um Feindbilder abzubauen.
In der zweiten Podiumsdiskussion des Friedenskongresses 2024 standen die Erfahrungen von Beate van der Meer, Jason McKanzie und Edgar Schumann im Mittelpunkt, die sich intensiv im Bereich des Straßenprotests engagieren. Ihre Berichte über die direkte Interaktion mit den Menschen vor Ort und die Herausforderungen, denen sie dabei begegnen, gaben den Teilnehmern wertvolle Einblicke in die praktische Friedensarbeit.
Beate van der Meersprach darüber, wie wichtig es ist, im direkten Kontakt mit den Menschen zu stehen, die unter Konflikten und gesellschaftlichen Spannungen leiden. Ihre eindringlichen Berichte über Begegnungen mit Menschen verdeutlichten, dass echter Frieden nicht nur das Fehlen von Krieg ist, sondern auch das Streben nach sozialer Gerechtigkeit. Sie betonte, dass die Bedürfnisse und Stimmen der Menschen in der politischen Diskussion oft übersehen werden und dass es entscheidend sei, ihnen Gehör zu schenken.
Edgar Schumann hob hervor, wie wichtig die Unterstützung durch die lokale Bevölkerung sei und dass Vertrauen und Verständnis aufgebaut werden müssen, um Veränderungen zu bewirken. Seine Geschichten über die täglichen Kämpfe und Erfolge der Straßenarbeit zeigten, dass Engagement auf lokaler Ebene eine entscheidende Rolle bei der Schaffung eines friedlicheren Umfelds spielt.
Jason McKanzie stellte dar, dass die Proteste gegen den Regime Change in der Ukraine 2014, bei denen er in Jena eine maßgebliche Rolle spielte, dieselben Erfahrungen machen mussten wie die des Jahres 2020 und danach. Schon damals gab es die sogenannte Antifa, schon damals wurden die Teilnehmer als „rechts“ diffamiert und schon damals gab es massive Polizeikonfrontationen gegen friedlichen Bürgerprotest. Der Unterschied war nur, dass die meisten Organisatoren und Teilnehmer dieser „Mahnwachen“ die Entwicklungen noch nicht einordnen konnten.
Gemeinsam schufen van der Meer, McKanzie und Schumann eine Atmosphäre der Hoffnung und Ermutigung. Sie forderten die Teilnehmer auf, aktiv zu werden und sich nicht nur auf institutionelle Lösungen zu verlassen, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen.
Für viele war dies eine der wertvollsten Erfahrungen des Kongresses: das Gefühl, Teil einer wachsenden Gemeinschaft zu sein, die sich für den Frieden einsetzt.
Das Friedensgebet
Einen emotionalen Höhepunkt erreichte die Veranstaltung durch den Gebets-Vortrag von Dr. Thomas A. Seidel, einem Theologen und tiefgläubigen Friedensaktivisten, der die spirituelle Dimension des Friedenskongresses verkörperte. Seidel betonte, dass Friedensarbeit nicht nur eine politische oder soziale Aufgabe sei, sondern vor allem eine Herzensangelegenheit, die spirituelle Tiefe und innere Stärke erfordere. Mit seinen Gebetsmomenten gelang es ihm, eine Atmosphäre der inneren Einkehr zu schaffen, die viele Teilnehmer tief bewegte. Er forderte die Zuhörer auf, nicht nur nach außen zu kämpfen, sondern auch nach innen zu gehen und den Frieden im eigenen Herzen zu finden.
In einer Zeit, in der die Welt oft von Lärm und Konflikten bestimmt werde, erinnerte Dr. Seidel daran, dass wahrer Frieden im Stillen beginnt – in der Meditation, im Schweigen, im Gebet und in der bewussten Hinwendung zu Gott, das heißt zu dem „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe). Es sei wichtig, ein lebendiges, auch selbstkritisches Verständnis der eigenen geistig-seelischen Ressourcen zu entwickeln, um überhaupt erst friedfertig werden zu können. Den kompletten Vortrag finden Sie hier.
Kulinarische Genüsse und regionale Spezialitäten
Neben den inhaltlichen Highlights war auch für das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt. Die Ordensburg Liebstedt bot nicht nur eine beeindruckende historische Kulisse, sondern auch kulinarische Genüsse aus der Region. Besonders die Suppen und selbstgemachten Spezialitäten des Burgcafés sowie die Biere der Ilmtaler Brauerei aus dem benachbarten Ulrichshalben waren beliebt und trugen zur gemütlichen Atmosphäre bei.
Abschluss und Ausblick
Der Kongress endete am Sonntagnachmittag mit einer abschließenden Diskussionsrunde, in der die wichtigsten Erkenntnisse der vergangenen Tage zusammengefasst wurden. Marion Schneider fasste in ihrer Abschlussrede zusammen:
„Frieden beginnt im Kleinen, bei jedem Einzelnen von uns.
Dieser Kongress hat gezeigt, dass wir gemeinsam Großes bewirken können, wenn wir den Mut haben, miteinander zu reden und zuzuhören.“
Der Tenor unter den Teilnehmern war eindeutig: Der Kongress war ein voller Erfolg, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Viele der Anwesenden betonten, dass sie inspiriert und gestärkt in ihren Alltag zurückkehren und die dort gewonnenen Erkenntnisse in ihre Friedensarbeit einfließen lassen werden. Die Veranstaltung hat nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern auch konkrete Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Im Ergebnis der Veranstaltung wurden abschließend folgende Forderungen formuliert:
- Frieden ist ein Menschenrecht
- Friedensfähig statt kriegstüchtig
- Keine Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland
- Sofortiger Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag
- Beendigung der nuklearen Teilhabe
Als konkrete Aktivitäten und Aktionen haben sich die Teilnehmer auf die Fahne geschrieben, eine Dialogstrategie zu entwickeln, Forderungen an die Politik heranzutragen, Veranstaltungen zur Friedensbildung zu organisieren, für den Frieden zu singen, zu tanzen, Sport und Kunst zu betreiben sowie Friedenstage und Friedensunterricht an Schulen durchzuführen.
FAZIT
Der Friedenskongress „Frieden und Dialog“ in Liebstedt war ein inspirierendes und erfolgreiches Treffen, das den Weg für weitere friedliche Initiativen ebnete. Mit einer gelungenen Mischung aus Vorträgen, kulturellen Beiträgen und aktiven Diskussionen hat die Veranstaltung ein starkes Zeichen für den Frieden gesetzt. Friedensstifter aus ganz Deutschland kehrten mit neuem Elan in ihre Heimat zurück, um den Dialog fortzusetzen – denn, wie eine Teilnehmerin treffend formulierte:
„Frieden beginnt mit einem Gespräch.“
Einige der Teilnehmer äußerten bereits die Hoffnung, dass sich diese Veranstaltung wiederholt und sich so zu einem festen und überregional verbindenden Bestandteil der Friedensbewegung etabliert. Es ist klar: Der Weg des Dialogs ist lang, aber die Veranstaltung in Liebstedt hat gezeigt, dass er ein lohnender ist.
Marion Schneider verkündete eine positive und mit langanhaltendem Beifall bedachte Botschaft: Der nächste Friedenskongress in Liebstedt findet im Oktober 2025 statt.
[1] Soft Power bezeichnet die Fähigkeit eines Staates oder einer Institution, durch Anziehungskraft und Überzeugung Einfluss auf andere auszuüben, statt durch Zwang oder militärische Mittel. Dieser Ansatz nutzt kulturelle Attraktivität, politische Ideale und diplomatische Beziehungen, um Sympathie und Kooperation zu fördern. Der Begriff wurde vom Politikwissenschaftler Joseph Nye geprägt und beschreibt, wie kulturelle Werte, Medien, Bildung und internationale Zusammenarbeit das Ansehen eines Landes stärken können, indem sie positive Wahrnehmungen und langfristige Verbindungen schaffen.
Dr. Jonas Tögel ist bekannt für seine wissenschaftliche Arbeit im Bereich Soft Power, insbesondere in Bezug auf deren Rolle in der internationalen Politik und Wirtschaft. In seinen Studien und Veröffentlichungen analysiert er, wie Staaten und Unternehmen ihre kulturellen, sozialen und ökonomischen Werte strategisch einsetzen, um Einfluss und Attraktivität auf globaler Ebene zu gewinnen. Dr. Tögel vertieft dabei Nyes Konzept der Soft Power, indem er untersucht, wie Instrumente wie Bildung, Kulturaustausch und Public Diplomacy gezielt eingesetzt werden, um sowohl politische Beziehungen zu fördern als auch wirtschaftliche Interessen durch nachhaltige, positive Wahrnehmungen zu stärken.